Café Connect öffnet mit neuem Konzept: Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh stark gefragt

Flüchtlingsberaterin Katharina Stein (l.) berät Frau Mohamed im Café Connect der Diakonie Gütersloh. Seit Montag dürfen sich wieder Kleingruppen von bis zu fünf Personen in dem mehr als 80 Quadratmeter großen Raum treffen. Foto: Diakonie Gütersloh

Zunächst waren Beratungen von Angesicht zu Angesicht nur am Fenster möglich. Wer einen Termin hat, darf nun wieder in die Räume der Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh kommen. Foto: Diakonie Gütersloh

Auch das ist Teil der Krisenbewältigung: Herr Kadat und ein Freund nähen Masken für die Einrichtung. Beide sind gelernte Schneider. Foto: Diakonie Gütersloh

Gütersloh, 29. Mai 2020. Gute Nachricht für geflüchtete Menschen: Das Begegnungszentrum „Café Connect'' der Diakonie Gütersloh hat wieder geöffnet. Mit Einschränkungen fahren die Flüchtlingsberater*innen das Programm seit Montag wieder hoch.

Aufatmen bei Fatma Aydin-Cangülec, Marvin Hemkendreis und Katharina Stein: In der vergangen Woche hat das Ordnungsamt der Stadt Gütersloh ihr Nutzungskonzept für das Café Connect in der Kirchstraße 10a bewilligt. Seit Anfang Mai ist es außerdem wieder möglich, die drei Flüchtlingsberater*innen im Gebäude persönlich zu sprechen. Vorausgesetzt, es wurde zuvor ein Termin vereinbart.

 

Einschneidendste Phase endet

Damit endet die einschneidendste Phase der Corona­ Kontaktbeschränkungen für eine besonders benachteiligte Gruppe von Menschen. Mitte März hatten das Rathaus, die Ausländerbehörde, Schulen und andere Einrichtungen ihre Pforten geschlossen. Das verunsicherte gerade auch jene geflüchteten Menschen, die sich schwer oder gar nicht auf Deutsch verständigen können. ,,Viele von ihnen dachten erst, dass auch die Flüchtlingsberatung komplett geschlossen sei", erinnert sich Katharina Stein. ,,Dem war aber nicht so. Wir haben auch nicht nur auf Telefonberatung umgestellt."

 

Was sich im Café Connect ändert

Mit den neuen Bestimmungen wird das Café Connect wie folgt starten:

  • Auf Speisen und Getränke wird aus Hygiene­ Schutzgründen verzichtet. Ein Café-Betrieb im eigentlichen Sinne des Wortes findet also nicht statt.
  • Zweimal pro Tag treffen sich Kleingruppen mit bis zu fünf Personen. Dazu zählen Gesprächsrunden zu bestimmten Themen, etwa zum Umgang mit der Corona-Krise. Homeschooling ist dabei definitiv ein Thema. Andere Gesprächskreise richten sich an Personen mit besonderen psychischen Belastungen und an Frauen. Auch Kreativ­ und Spielgruppen sind geplant. Vorgesehen sind „Spiele auf  Distanz", etwa ein Quiz an verschiedenen Tischen.
  • Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen leiten die Gruppen. Unterstützt und begleitet werden sie von den Flüchtlingsberater*innen. ,,Wir freuen uns, dass diese Gruppen neue Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement schaffen", erklärt Katharina Stein.
  • Auf Wunsch vieler Familien soll Hausaufgabenhilfe für Schüler*innen an weiterführenden Schulen und Berufsschulen angeboten werden.
  • Früher war das Café ein beliebter Treff für bis zu 50 Menschen; unter anderem für einen internationalen Mutter-Kind-Treff. Er bot den Frauen eine kleine Auszeit. Nur: Kinder dürfen bis auf weiteres nicht teilnehmen. Die Spielecke bleibt zu. Das ist ein großes Problem, gerade für Alleinerziehende.

 

Auch während des Lockdowns persönlich ansprechbar

Im Gegenteil: Auch während des harten „Lockdowns" hielten die Drei persönlich Kontakt zu ihren Klient*innen. Gefragt waren mehr und intensivere Beratung, Beistand und flexible Lösungen.

Zunächst gab es Unterredungen von Angesicht zu Angesicht nur  mit gebotenem Abstand – durch ein Fenster im Erdgeschoss oder auch draußen im Freien. Zudem wurden die Sprechzeiten ausgeweitet und digitale Zugänge erleichtert, zum Beispiel über die Diensthandys.

Insgesamt kamen so bis zum 24. April rund 200 persönliche Gespräche und zusätzlich 143 Beratungen per Telefon oder E-Mail zustande. Das „Fensterln" ist seit dem 4. Mai Vergangenheit: Für Gespräche können Besucher nun mit Termin auch wieder ins Haus kommen.

Ergänzend hielten und halten Dolmetscher*innen weiterhin Kontakt zu den „Communities" und vermitteln den Klient*innen die aktuellen Maßnahmen. Sie übersetzen telefonisch und waren in Notsituationen ebenfalls vor Ort in der Beratungsstelle aktiv.

Seit dem 12. Mai 2020 werden dienstags auch wieder Termine mit arabischer und kurdischer Übersetzung angeboten.

Wichtige Informationen hängen in verschiedenen Sprachen aus.

 

„Spezielle Fälle" kontaktiert

„Wenigstens einmal pro Woche haben wir gezielt unsere ,speziellen Fälle' telefonisch angesprochen", erinnert sich Marvin Hemkendreis. ,,Wir haben gefragt, wie es ihnen geht. Das war sehr wichtig, damit diese Menschen nicht völlig vereinsamen."

 

Ein Knackpunkt: Schreiben von Ämtern

Die Beratungsgespräche selbst sind umfangreicher geworden. Zum Beispiel, wenn es um Post von Behörden geht. Mit den Änderungen wegen Corona und der Schließung der Behörden für den Besuchsverkehr waren viele überfordert. ,,Unsere Klient*innen wissen inzwischen, dass die Schreiben wichtig sein könnten", erklärt Fatma Aydin-Cangülec.  ,,Sie kommen dann gleich zu uns, etwa wenn ein Ausweis wegen des Lockdowns nicht fristgerecht verlängert werden konnte. So gehen sie sicher, dass sie nichts Wichtiges versäumen."

 

Beratung ist intensiver geworden

Intensiviert hatte sich die Beratung zudem aus einem Grund: „Vorher konnten wir sagen: Geh zu diesem Amt, Zimmer XY, und lass dich genauer beraten", fügt Marvin Hemkendreis hinzu. Nun seien die Flüchtlingsberater*innen gefragt, Dinge selbst zu erklären und im direkten Kontakt mit den Ämtern und Einrichtungen zu vermitteln – sei es telefonisch, per E-Mail oder Brief. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Kinder für die Kita angemeldet werden oder Kontakt zur Agentur für Arbeit aufgenommen werden muss. Da geht vieles nur online.

 

Sprechzeiten vereinbaren

Die meisten Klient*innen haben sich gut darauf eingestellt, dass alle Veranstaltungen und Sprechstunden nur noch nach Absprache besucht werden können. Die Nachfrage ist groß.

 

Per E-Mail:

Fatma.Aydin-CangüIec@diakonie-guetersloh.de

Marvin.Hemkendreis@diakonie-guetersl oh.de

Katharina.stein(at)diakonie-guetersloh.de

 

Per Telefon:

05241 9867-3301, -02 und -07

 

Infokasten:

Die Flüchtlingsberatungsstelle des Diakonie Gütersloh e.V. wurde 2015 gegründet. Seit 2016 hat sie ihren Sitz in der Kirchstraße 10a. Zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde betreibt sie dort ein Zentrum der Flüchtlingshilfe. Bis zu 90 Ehrenamtliche sowie drei hauptamtliche Flüchtlingshelfer, die sich zwei Stellen teilen, arbeiten eng und vertrauensvoll zusammen. Zum Angebot gehören neben der Flüchtlingsberatung normalerweise auch die ehrenamtlich betreuten Sprachkurse für Geflüchtete. ,,Herz" der Einrichtung ist das Café Connect als sozialer Treffpunkt: Eine 450-Euro-Kraft betreut den Treffpunkt und ist gleichzeitig Ansprechpartnerin für Besucher, Ehrenamtliche und interessierte Gütersloher Bürgerinnen und Bürger. Die Flüchtlingsberatung wird von der Stadt Gütersloh finanziert. Das Café Connect hingegen ist auch auf Spenden angewiesen.

Diese Spenden können geleistet werden an:

Diakonie Gütersloh e.V., KD Bank eG, Dortmund

lban: DE50 3506 0190 2118 1550 28

BIC: GENODED1 DKD

Verwendungszweck: 313/Café Connect