Hinaus zu den Jugendlichen gehen

Hausaufgabenhilfe vor dem MCH

Gerade in der Pandemie kümmert sich der DiakonieVerband Brackwede um Kinder und Jugendliche im Bielefelder Süden. Zwar mussten die fünf „HoTs“, die „Häuser der offenen Tür“, ihre Arbeit in den Gebäuden einschränken. Doch aus der Not machten sie eine Tugend. Entstanden sind neue digitale und analoge Angebote. Außerdem erwiesen sich die Mitarbeitenden als „Geheimwaffen der sozialen Arbeit.“

Zu den fünf HoTs zählen das Matthias-Claudius-Haus (MCH) in Sennestadt, das HoT Christus in Senne, der Treffpunkt Bisonweg in Senne, das HoT Ummeln sowie das Zefi in der Windflöte. Dieses ermöglicht niederschwellige Angebote nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Familien und geflüchtete Menschen. „Jedes Haus hat über die Jahre ein starkes Profil erarbeitet und vor Ort gut funktionierende Netzwerke etabliert“, erklärt Felix Bohnhorst, der Bereichsleiter Beratung und soziale Räume. Alle Einrichtungen sind eng verzahnt mit „Perspektive Job“, einem Arbeitsmarktprojekt für junge Erwachsene. Finanziert wird die Arbeit der sechseinhalb fest angestellten Kräfte in den HoTs auch mit Mitteln aus der Kirchensteuer.

„Wir haben einen guten Weg gefunden, um in Kontakt zu bleiben“

Geschlossen waren die „HoTs“ nie während der Pandemie. „Präsenz war immer gegeben“, sagt Felix Bohnhorst. Einzelberatungen wurden außerdem per Telefon angeboten. Dennoch: „Häuser der offenen Tür“ im wörtlichen Sinn sind die HoTs bis heute noch nicht wieder ganz. Dem stehen Corona-bedingte Zugangsbeschränkungen und Abstandregeln im Weg.

Egal ob in den HoTs oder außerhalb: Es ging darum, die jungen Leute „bei der Stange zu halten“, sie zu unterstützen. In den harten Lockdown-Phasen erwiesen sich die Mitarbeitenden der HoTs quasi als „Geheimwaffen der sozialen Arbeit“: „Nach draußen gehen. Dorthin, wo sich die Jugendlichen treffen“, lautete das Motto. Das kam auch der Stadt Bielefeld zugute, die erst seit Oktober 2020 Streetworker einsetzt.

Beispiel Zefi in der Windflöte: „Wir haben einen guten Weg gefunden, um in Kontakt zu bleiben“, berichtet Axel Bartelsmeier. „Über Social Media, aber auch über unser Fenster am Zefi und über den Parkplatz am Supermarkt. Denn einkaufen müssen sie alle.“ Wenn Kinder „vom Radar verschwanden“, also schon eine Weile nicht mehr im Zefi oder in der Schule aufgetaucht waren, dann wurde das gut funktionierende Netzwerk innerhalb des Ortes aktiviert. Schnell ließ sich über den „Buschfunk“ klären, ob es dem betreffenden Kind gut ging.

Analog unterwegs: Spaziergänge führten zu besseren Gesprächen

Allerdings zeigten sich auch Trends weg vom Digitalen. In der Windflöte zum Beispiel herrscht eine gewisse Skepsis gegenüber einem „digitalen Overkill“ vor, wie Axel Bartelsmeier vom Hot Zefi berichtet. Ein Grund liege darin, dass Kinder schlechte Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben. Andere seien überfordert vom schlecht funktionierenden Online-Unterricht. Häufig müssten sie daran mit veralteten Handys teilnehmen, auf Prepaid-Basis. Hinzu kämen Verbindungsprobleme. „Ich habe das W-Lan laufen lassen, damit sie draußen unter dem Vordach eine Verbindung hatten“, so Axel Bartelsmeier.

„Positiv denken und negativ bleiben“

Flexibel sein, Kinder und Jugendliche in jeder Hinsicht unterstützen. Das haben sich die Mitarbeitenden der fünf HoTs des DiakonieVerbands Brackwede auf die Fahnen geschrieben. Oder, wie Axel Bartelsmeier sagt: „Sie haben ein Problem. Von uns bekommen sie Hilfe.“ Das soll auch in Corona-Zeiten gelingen, aber sicher. Das Motto im Zefi lautet daher: „Positiv denken und negativ bleiben.“

Info-Box:

Was analog möglich war:

  • In der Windflöte gab es „Ausmalbild-Challenges“ mit kleinen Preisen. Gerade Grundschüler haben das genutzt.
  • Bastelmaterial gab es nach dem Motto: „Schreibt uns, was ihr braucht, und holt es bei uns ab.“
  • Spielgeräte standen draußen bereit.
  • Lernplätze mit W-Lan-Zugang für Online-Unterricht für bis zu drei Schülerinnen und Schüler gleichzeitig
  • Eltern konnten Schulmaterial für ihre Kinder ausdrucken lassen.
  • Spaziergänge mit Kindern und Eltern dienten dem Ziel, Konflikte zu vermeiden oder zu entschärfen. „Bei uns hat das gut funktioniert“, berichtet Torsten Hermann vom Projekt „Perspektive Job“: „Wir haben die Jugendlichen dabei ganz anders erlebt als sonst.“

Spiele und Spaß über Social Media

Social Media spielten eine zunehmend große Rolle im Umgang mit dem Nachwuchs. Kommunikationswege, die bleiben. Hier einige Beispiele für digitale Formate:

  • Die Kindergruppe „Kinder-Trude“ in Ummeln, eine WhatsApp-Gruppe für Mädchen aus der Grundschule. Der Kontakt läuft über die Eltern.
  • Mehr als 200 Quiz hat Sozialarbeiterin Katrin Steinigans mit einer weiteren Mitarbeiterin für ihre Kids entwickelt und via Insta-Stories gepostet. Manche dienten der Corona-Prävention. In anderen ging es beispielsweise um Sport. Gefragt wurde auch nach Wünschen und Vorlieben.
  • Tanzangebote per Video
  • Fifa-Turniere/Playstation online, parallel mit Chats
  • Bandproben online. Das MCH verfügt über ein eigenes, heiß begehrtes Tonstudio. Inzwischen ist es eingeschränkt nutzbar. Alternativ rappten Jugendliche online. Die Beiträge wurden später professionell zusammengeschnitten.
  • Gitarrenunterricht – auch dafür ist das MCH bekannt – fand digital unter der Regie von Einrichtungsleiter Matthias Illiges statt.
  • Tablet-Verleih am Bisonweg