Märchenhaftes in Bilder gefasst: Künstler Abdulkader Khalil stellt im Café Connect aus

Fatma Aydin-Cangülec und Abdulkader Khalil mit einem seiner Bilder, die ab sofort im Café Connect zu sehen sind. Der Titel: „Herausforderung“. „Pferde wurden von Kurieren genutzt, um Briefe an ein Ziel zu bringen. Die Schlangen versuchen, das zu verhindern“, erläutert der Künstler.

Der Fineliner ist sein wichtigstes Handwerkszeug. Abdulkader Khalil fügt tausende Punkte und Striche zu filigranen, märchenhaft anmutenden Malereien zusammen. Feine Aquarell- und Wasserfarben unterstreichen die gewünschte Stimmung. Insgesamt 22 Werke des syrisch-kurdischen Künstlers sind an zwei Standorten der Diakonie Gütersloh zu sehen: ab sofort im Café Connect in der Kirchstraße 10a und ab November in der Flüchtlingsberatungsstelle in Rheda-Wiedenbrück.

Traumbilder, mythische Wesen aus orientalischen Erzählungen, aber auch Flucht-Erfahrungen hat der heute 55-jährige Abdulkader Khalil auf Papier gebannt. „Mir sind seine Bilder zum ersten Mal vor fünf Jahren bei einer Ausstellung im Heimathaus Verl begegnet“, erinnert sich Frido Jacobs. Der Harsewinkeler organisiert und kuratiert selbst Wechselausstellungen gemeinsam mit Freunden und Bekannten, zum Beispiel in der städtischen Bücherei St. Lucia in Harsewinkel oder auch in der Serpil Neuhaus Galerie in Gütersloh. „Khalils Motive haben mich spontan fasziniert“, sagt der 80-Jährige. Das habe nicht nur am Thema gelegen, sondern auch an der „sehr originären Zeichentechnik“. Der „bewusst wechselvolle Umgang mit der Linie“ zeuge von einem großen handwerklichen Geschick.

 

Schulhefte mit Zeichnungen gefüllt

Abdulkader Khalil ist Autodidakt. Als Kind fiel er dadurch auf, dass er seine Schulhefte mit Zeichnungen füllte. Woher die Ideen rührten? „Es war üblich, dass wir mit älteren Leuten zusammensaßen“, erinnert er sich. „Dann wurden Geschichten erzählt, stundenlang, und alle haben gebannt zugehört.“ Manche Figuren lassen ihn bis heute nicht los. So wie Schahmaran – eine starke Frau in der kurdischen Mythologie. Sie wird dargestellt halb als Schlange, halb als weise Frau.

Andere Motive zeigen Fabelwesen mit zwei Köpfen, wunderschöne Frauen, aber auch Körper ohne Gesicht und Menschen, die sich dem Licht zuwenden.

 

Vom Diplom-Sportlehrer zum Künstler

In seinem „alten Leben“ arbeitete Khalil unter anderem als Diplom-Sportlehrer und in der Schulaufsicht seiner Heimatstadt Al Quamischli. 2014 floh er mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Deutschland. Eine Zeit, über die er nicht reden möchte. Lieber lässt er seine Bilder sprechen; inzwischen sind es rund 95. Für jedes Motiv benötigt er etwa zehn Tage bis zur Fertigstellung.

 

Nach Verl ist Gütersloh Khalils neue Heimat. So entstand auch der Kontakt zur Flüchtlingsberatung der Diakonie: Fatma Aydin-Cangülec unterstützt ihn zum Beispiel, wenn er Schreiben von Behörden erhält oder einen Antrag stellen muss.

Vor Corona fanden regelmäßig Kunstausstellungen im Begegnungszentrum Café Connect statt. Häufig werden dort Bilder gezeigt, die geflüchtete Menschen selbst gestaltet haben. Khalil stimmte dem Vorschlag von Frau Aydin-Cangülec sofort zu, seine Werke dort ebenfalls auszustellen.

 

Serpil Neuhaus Galerie präsentiert Zeichnungen

Bis heute ist die Kunst für Abdulkader Khalil ein Hobby geblieben. Sein Geld verdient er als Kommissionierer in einer großen Firma in Harsewinkel. Allerdings kann er inzwischen eine lange Liste an Ausstellungen vorweisen, auch dank der Unterstützung durch Frido Jacobs. Bisher waren es allein 13 an verschiedenen Orten im Kreis. Noch bis zum 17. Oktober hängen vier seiner Zeichnungen in dem freien Kunstraum Serpil Neuhaus Galerie in der Hohenzollernstraße 35 (www.serpil-neuhaus-galerie-de). Öffnungszeiten dort: freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

 

Öffnungszeiten

Abdulkader Khalils Werke sind nach telefonischer Anmeldung oder auch nach Vereinbarung per E-Mail mit der Flüchtlingsberatungsstelle zu sehen.

 

Im Café Connect, Gütersloh: montags bis donnerstags von 14 bis 16 Uhr in der Kirchstraße 10a. Telefon: 05241 9867-3301

 

In Rheda-Wiedenbrück: ab November 2020, 

donnerstags von 14 bis 15 Uhr in der Hauptstraße 90. Anmeldung unter Telefon: 05242 93117-3320

 

Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht.

 

E-Mail-Kontakt für beide Einrichtungen:

Fatma.Aydin-CangueIec(at)diakonie-guetersloh.de