Weihnachtliche Geschenktüten an Wohnungslose verteilt

Verteilten heute Geschenktüten an von Wohnungsnot betroffene Menschen (von links): Ruth Prior-Dresemann (Geschäftsführerin der Tafel Gütersloh), Benjamin Varnholt (Geschäftsbereichsleiter Beratung der Diakonie Gütersloh), Henning Matthes (Beigeordneter der Stadt Gütersloh) und Sonja Hettig (Fachberaterin, Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh). Stefan* (r.) freute sich über die vorweihnachtliche Aufmerksamkeit, die in diesem Jahr Pandemie-bedingt das Weihnachtsfrühstück ersetzt.

Diakonie Gütersloh überreichte Lebensmittel der Tafel sowie Gutscheine und Plätzchen

 

Weil das traditionelle Weihnachtsfrühstück in diesem Jahr wegen Corona ausfallen muss, hat die Diakonie Gütersloh e.V. umdisponiert: Heute und in den nächsten Tagen verteilt sie vor dem „Café Kanne“ in der Kirchstraße Lebensmittel, die von der Gütersloher Tafel gespendet wurden, sowie Einkaufsgutscheine und selbstgebackene Kekse an 60 von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen.

„Viele Menschen haben sehr großzügig auf unseren Spendenaufruf reagiert“, freut sich Lennart Obenhaus, Betreuer der Wohnungslosenhilfe. „Dadurch können wir allen Geschenktüten zusätzlich Einkaufsgutscheine beifügen. Wir sind sehr dankbar!“ Auch die Stadt Gütersloh hat zweihundertfünfzig Euro gespendet. Henning Matthes, Beigeordneter der Stadt Gütersloh, und seine Sekretärin Annette Diehn hatten darüber hinaus 60 Pakete selbstgebackener Kekse gestiftet.

Stolz auf die ersten eigenen vier Wände

Stefan* (Name von der Redaktion geändert) ist dankbar für sein Geschenk. Über 20 Jahre lang war er wohnungslos im In- und Ausland unterwegs gewesen, bis er vor einem Jahr in eine Wohngemeinschaft der Diakonie einzog. Durch die Vermittlung und auf Empfehlung der Wohnungslosenhilfe konnte er trotz seiner Schufa-Eintragung vor vier Wochen ein kleines Appartement bei einer örtlichen Baugesellschaft anmieten. Auf seine ersten eigenen vier Wände ist er mehr als stolz. Es sei immer noch wie Urlaub für ihn und eine ganz neue Erfahrung, einen sicheren Rückzugsort zu haben. Kurz nach dem Einzug erkrankte Stefan an Gürtelrose. „Man stelle sich vor, wie gefährlich diese Infektion für ihn und andere gewesen wäre, als er noch wohnungslos und ohne jede ärztliche Anbindung war“, gibt Jan Sassenberg zu bedenken. Er ist Teamleiter des betreuten Wohnens.

300 Menschen fanden 2020 Hilfe und Zuflucht

Mehr als 300 in Wohnungsnot geratene Menschen haben im Jahr 2020 Hilfe und Zuflucht bei der Wohnungslosenhilfe der Diakonie gefunden. Die Unterstützung reicht von der Ausstellung einer Postanschrift über die Beratung in Lebenskrisen bis hin zur Aufnahme in intensiv betreute Wohngruppen der Diakonie.

Eine Postanschrift kann entscheidend sein

Fachberaterin Sonja Hettig von der Wohnungslosenhilfe ist für die meisten die erste Anlaufstelle: „Eine Postadresse zu haben, ist entscheidend, um Sozialleistungen beantragen zu können und damit den eigenen Krankenkassenschutz aufrechtzuerhalten. Leider kommen viele erst zu uns, wenn die eigene Wohnung schon weg ist. Eine neue, bezahlbare Wohnung für arbeitslose, alleinstehende Menschen zu finden, ist auch für uns fast unmöglich.“

Um Zwangsräumungen zu vermeiden: Auch Vermieter können sich an die Wohnungslosenhilfe wenden

Immerhin kann die Fachberatung jährlich in zehn bis 15 Fällen durch Mediation mit Vermietern den drohenden Wohnungsverlust verhindern. „Viele Vermieter wissen gar nicht, dass auch sie sich an uns wenden können, wenn ihre Mieter nicht zahlen oder Probleme bereiten“, so Sonja Hettig weiter. „Unter der Voraussetzung, dass die Mieter einverstanden sind, lassen sich oft gütliche Lösungen finden, zum Beispiel Ratenzahlungen vereinbaren, Mietdarlehen beantragen oder die Miete über ALG2-Leistungen abdecken. Dadurch lassen sich teure und langwierige Räumungsklagen oft vermeiden.“

Hand in Hand mit Schuldnerberatung, Jobcenter und Sozialamt

Auch längerfristig kann die Wohnungslosenhilfe in Not geratene Mieter durch ambulante Wohnbetreuung dabei unterstützen, ihre sozialen Notlagen zu überwinden. In vielen Fällen arbeitet das Team Hand in Hand mit Kolleginnen und Kollegen von der Schuldnerberatung der Diakonie, mit dem Jobcenter und Sozialamt. Ganz besonders dankbar sei man für die gute Zusammenarbeit mit dem Team für Obdach- und Wohnungslosenangelegenheiten der Stadt, die ja bis zu 170 wohnungslose Menschen in städtischen Notunterkünften beherbergen.

Tafel arbeitet eng mit Wohnungslosenhilfe zusammen

„Unsere Lebensmittel leiten wir nicht erst heute an die Wohnungslosenhilfe und ihre Klienten weiter“, erklärt Ruth Prior-Dresemann, Geschäftsführerin der Tafel Gütersloh. Während der Corona-Krise sei die Zusammenarbeit aber noch einmal verstärkt worden: „Als die Vergabestellen zeitweise geschlossen bleiben mussten, konnten die Mitarbeiter*innen der Diakonie hunderte von unseren Tüten an wohnungslose Menschen weitergeben.“

Sonja Hettig ergänzt: „Traurigerweise schaffen es die meisten unserer Klienten nicht, sich bei der Tafel zu registrieren.“ Gründe dafür seien die Nichtsesshaftigkeit, Scham und eine fehlende Tagesstruktur. „So erhalten gerade diese Menschen nicht die dringend benötigte zusätzliche Hilfe.“

Wenn Sie die Arbeit der Wohnungslosenhilfe unterstützen möchten: Spendenkonto:

Diakonie Gütersloh e.V.; IBAN: DE50 3506 0190 2118 1550 28; BIC: GENODED1DKD; Zweck: „Wohnungslosenhilfe, KST 330, Spende“